Digitale Präzisionsmedizin made in Norddeutschland
Das Gesundheitssystem der Zukunft ist maßgeschneidert: Die Präzisionsmedizin strebt an, Krankheiten möglichst individuell, zielgerichtet und effektiver zu bekämpfen. Dabei wird der Patient als Individuum gesehen, der die „richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt“ bekommen soll, um eine bestmögliche Therapie zu erhalten und Fehlversuche mit unwirksamen oder schlecht verträglichen Substanzen zu vermeiden.
„Digitale Präzisionsmedizin ist für Life Science Nord als Innovationscluster eines der Kernthemen, das wir mit P.I.L.O.T. fokussieren werden“, erklärt LSN Clustermanager Dr. Hinrich Habeck. „Wir möchten Akteure aus den entsprechenden Bereichen vernetzen, um Kooperationsprojekte oder Testfelder für neue Ideen und Lösungsansätze aufzubauen.“ In Schleswig-Holstein sei mit dem Exzellencluster „Precision Medicine in chronic inflammation“ (PMI) bereits hochkarätige wissenschaftliche Expertise in einem wichtigen Bereich vorhanden.
Präzise Medizin als übergreifende Herausforderung für das Gesundheitssystem
Bis auf vielversprechende Konzepte in der personalisierten Krebsmedizin ist die Präzisionsmedizin bisher hauptsächlich in der öffentlichen Forschung gut ausgebaut. Die Entwicklungen in Wissenschaft und Wirtschaft laufen nicht parallel. Das Projekt P.I.L.O.T. setzt hier an und stärkt den Dialog zwischen Forschern und Industrieakteuren, ärztlicher Praxis und Zulassungsbehörden sowie Erstattungssystemen und Patientenvereinigungen, um Innovationswege zu festigen, Lücken zu schließen und konkurrenzfähig zu bleiben. Eine große Rolle spielt auch die Digitalisierung, von der zukunftsgerichtete Lösungen abhängen: im medizinischen Alltag werden Daten generiert und gesammelt, beispielsweise in Biobanken, Studien oder zur Versorgung. Die Analyse der Daten kann Zusammenhänge aufzeigen und zu Ergebnissen führen, die der verbesserten, individuellen Therapie und Prävention dienen.
So einfach, wie die Theorie klingt, ist es aber oftmals nicht, weiß P.I.L.O.T.-Projektmanagerin Dr. Anna Eckers von Life Science Nord: „Die Komplexität des Gesundheitssystems macht es gerade für kleine und mittelständische Unternehmen schwierig, Innovationsprozesse im Alleingang zu planen und durchzuführen. Das Netzwerk, das wir aufbauen, soll hierbei als Multiplikator dienen und Hürden abbauen.“
Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Technologiestaatssekretär Dr. Thilo Rohlfs sieht in dem Projekt großes Potenzial: „Mit P.I.L.O.T. wird die große Chance genutzt, durch einen gezielten - vom Land geförderten – Technologietransfer frühzeitig an dem großen und wachsenden Zukunftsmarkt der Präzisionsmedizin teilzuhaben. Ich freue mich darüber, dass das Vorhaben zu mehr Digitalisierung im Echten Norden beiträgt. Daraus ergeben sich nicht nur innovative medizinische Versorgungsstrukturen sondern auch ein weiterer Schub für die starke Gesundheitswirtschaft im Land.“
P.I.L.O.T. verfolgt einen offenen Ansatz
Da die digitale Präzisionsmedizin vielfältige Ansätze umfasst, ist auch die Zielgruppe des Netzwerks nicht fest definiert. Das habe man bei der Konzeption des Projektantrags bewusst offen gelassen, sagt Anna Eckers: „Im Grunde kann vom Produkthersteller bis zum App-Entwickler erst einmal jeder mitmachen, wenn er denn in diesem Prozess etwas beisteuert.“ In einem ersten Schritt werden daher nun die Akteure im Cluster angesprochen, von denen man wisse, dass sie im Bereich Digitalisierung und/oder Präzisionsmedizin bereits unterwegs seien. „Alle, die an diesem Thema Interesse haben oder individuelle Lösungen im Bereich der Lebenswissenschaften entwickeln, können sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Ich freue mich auf spannende Einblicke und Gespräche.“