Mit Nanopartikeln gegen Autoimmunerkrankungen
Genau auf diese Lücke der Therapiemöglichkeit zur Heilung konzentriert sich die Forschung und Entwicklung von Topas Therapeutics, wie Dr. Klaus Martin, CEO des 2016 in Hamburg gegründeten Life-Science-Nord-Mitglieds, bei einem Meeting mit Andreas Rieckhof, Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation, erläuterte.
Bislang keine adäquate Therapie verfügbar
„Derzeit verfügbare Behandlungen unterdrücken auf breiter Front die Immunantwort des Körpers, mit entsprechenden Nebenwirkungen und ohne dauerhafte Heilungschance. Mit unserem Ansatz können wir präzise eine bestimmte pathogene Immunreaktion bekämpfen, ohne das gesamte Immunsystem lahmzulegen“, erklärt Dr. Martin.
Dieser Ansatz von Topas umfasst kleine, mit Peptiden beladene Nanopartikel – die patentierten Topas Particle Conjugates (TPCs). Damit werden bestimmte Antikörper im Blut nachgeahmt und sollen so die Heilung von Krankheiten ermöglichen, die durch unerwünschte oder fehlgesteuerte entzündliche Immunreaktionen gekennzeichnet sind. Die Peptide sind austauschbar, sodass auf Basis der Partikel-Technologieplattform Wirkstoffe zukünftig schneller zugelassen werden können, wenn der Grundmechanismus seine Funktion unter Beweis gestellt hat.
Ein Markt mit Potenzial – für Betroffene und für Unternehmen
Weltweit sind schätzungsweise bis zu acht Prozent der Bevölkerung von Autoimmunerkrankungen betroffen, von denen es ungefähr 80-100 verschiedenen Formen gibt. Nach Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen bilden sie die dritthäufigste Erkrankungsgruppe. Und sie können, wenn die begleitenden entzündlichen Prozesse unbehandelt bleiben, auch tödlich enden. Bislang gibt es auf dem Weltmarkt, abgesehen von operativen Eingriffen, die extrem risikobehaftet und damit nur in absoluten Ausnahmefällen durchgeführt werden, keine Therapiemöglichkeit.
Präzisionsmedizinische, das heißt speziell auf den Patienten zugeschnittene Therapien zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, haben, aus Sicht von Dr. Martin, Einhorn-Potenzial. Schafft ein Start-up mit einem Wirkstoff den Sprung zur Zulassung und Marktreife, dann wäre eine Firmenbewertung mit einer Milliarde Dollar nicht mehr undenkbar.
Ganz so weit ist man bei Topas zwar noch nicht, hat aber gleich zwei aussichtsreiche Wirkstoffkandidaten in klinischen Studien. „Insbesondere TPM 203 zeigt bereits vielversprechende Ergebnisse. Dieser Wirkstoff wird für die Heilung von Pemphigus vulgaris (PV), einer seltenen Autoimmunerkrankung der Haut, entwickelt“, berichtet Dr. Martin und führt aus: „Die Krankheit ist gut erforscht. Bislang gibt es jedoch nur Medikamente, die die Krankheit kontrollieren helfen, aber keine, die sie heilen. Somit ist diese Krankheit ideal, um einen klinischen Wirksamkeitsnachweis für die Technologie der TPCs zu erbringen.“
Der zweite Wirkstoffkandidat, TPM 501/502, der bald in die Klinik kommt, soll nach einer erfolgreichen Zulassung die Behandlung von Zöliakie ermöglichen. Bei dieser Autoimmunerkrankung ist die Anzahl der Betroffenen weitaus höher. Studien zufolge sind allein in Deutschland ein bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen.
Norddeutschland auf dem Sprung zum starken Biotech-Standort
Für Staatsrat Andreas Rieckhof sind die Unternehmensbesuche im Rahmen seiner „Life-Science-Tour“ nicht nur dafür da, ausschließlich Erfolgsgeschichten zu hören: „Es ist natürlich faszinierend, mit welchen Zielen Topas Therapeutics als Start-up antritt, um Millionen von Betroffenen einen echten Heilungsweg aufzuzeigen. Selbstredend ist es für uns großartig zu sehen, dass diese Entwicklung hier bei uns in Hamburg stattfindet. Wir als politische Mitgestalter der Rahmenbedingungen für Unternehmen wie Topas sind dabei aber natürlich mit in der Verantwortung, Innovation, Forschung und Entwicklung hier am Ort zu fördern und zu etablieren. Und es zeigt sich dabei sehr deutlich, dass es in bestimmten Sektoren, wie hier in der Biotech-Branche, der globale Blick auf Märkte, Marktbedingungen und Mitbewerber nicht fehlen darf. Deshalb ist der persönliche Austausch zu Themen wie Fachkräftegewinnung, Förderung oder regulatorischen Rahmenbedingungen eminent wichtig. Nur so können wir gemeinsam Hamburg zu einem noch relevanteren Biotech-Standort mit einer starken Basis an Unternehmen werden lassen.“