Als Juristin mit dem Schwerpunkt Regulatory Affairs für die Pharma- und Medizintechnikbranche ist Heike Wachenhausen im Norden für ihre leidenschaftliche Arbeit und ihr geradliniges Denken bekannt. Im September 2021 wurde sie zur ersten Vorsitzenden des Vereins Life Science Nord gewählt. In ihrer neuen Funktion will sie vor allem eine starke Stimme sein, wenn es um neue lokale oder nationale Gesetze geht, die für die Gesundheitsbranche relevant sind.
Wer ist Heike Wachenhausen?
Wenn Heike Wachenhausen sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann tut sie es auch. Geradlinig und immer vorausschauend, das ist ihre Lebensphilosophie. „Ich kann mich entscheiden und bin schnell“, sagt die 53-jährige Juristin. Auch die Entscheidung, den ehrenamtlichen Vorsitz des Vereins Life Science Nord zu übernehmen, fiel ihr nicht schwer. „Gerade wir Frauen müssen Verantwortung übernehmen, wenn sie uns angeboten wird.“
Gemeinsam mit dem ehemaligen Vorsitzenden Mathias Kraas, Olympus Surgical Technologies Europe, war Wachenhausen mehrere Jahre in der Arbeitsgruppe Regulatory Affairs des Clusters tätig, die sie vor zehn Jahren mit ins Leben gerufen hat. Dass sie eines Tages den Vorsitz der Organisation übernehmen würde, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. „Im Jahr 2020 war ich gerade dabei, einige meiner bisherigen Aufgaben und Jobs zu überdenken: eine Honorarprofessur in Marburg, die Arbeit an einem Kommentar im Bereich Regulatory Affairs. Ich übergab sie an jüngere Kollegen und wollte mehr Zeit für mich, mein Privatleben und neue Herausforderungen haben“, erinnert sie sich.
Juristin für Regulatory Affairs mit eigener Kanzlei
Nach einer mehr als 20-jährigen Karriere an der Universität Göttingen, in verschiedenen wirtschaftsrechtlichen Beratungsunternehmen und in der Pharmaindustrie gründete sie schließlich vor zehn Jahren ihre eigene Wirtschaftskanzlei in Lübeck – zusammen mit anderen Juristinnen. Heute ist die Kanzlei eine der ersten Adressen für regulatorische Beratung im Bereich Pharma und Medizinprodukte. Unternehmen aus beiden Branchen zählen zu ihren Mandanten, und insbesondere die EU-Medizinprodukteverordnung hat in den letzten Jahren für einen Schub an weiteren Anfragen gesorgt. „Dass ich im Herbst 2021 so schnell wieder eine neue ehrenamtliche Tätigkeit aufnehmen würde, kam auch für mich überraschend. Mathias Kraas hat mich gefragt, ob ich mir das wirklich gut überlegt habe. Aber an der Schnittstelle zwischen Biowissenschaften und Politik etwas zu bewegen, hat mich gereizt und ich dachte, es wäre toll, selbst etwas zu verändern.“
Eine Frau, die anpackt
Dass Wachenhausen ihr neues Amt nicht nur auf dem Papier ausfüllen will, versteht sich von selbst. Sie ist eine Frau der Tat, der kein Berg zu hoch, kein Weg zu weit ist. Ob im Privatleben als passionierte Wanderin oder im Beruf, es gibt Herausforderungen, die sie nicht meistern kann. Wachenhausen hat bereits Hochgebirgsgletscher (zum Beispiel im Himalaya) bestiegen und mit ihrem Mann auf einer fünfwöchigen Fußreise von München nach Venedig (im Sommer 2021) 21.000 Höhenmeter bezwungen.

Klimawandel, Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Große Ziele für Life Science Nord
Nun will sie ihre Leidenschaft, Dinge anzupacken, in den Cluster Life Science Nord einbringen. „Ich möchte, dass der Cluster noch mehr zum Motor für neue Projekte und Gesetzesvorhaben wird – sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene. Ich möchte, dass wir als Leuchtturm im Norden wahrgenommen werden, mit einer eigenen Meinung und einer starken, kompetenten Stimme“, sagt Wachenhausen.
An der Schnittstelle von Life Sciences und Politik etwas zu bewegen hat mich gereizt.
Heike Wachenhausen
Wachenhausen Dienemann Rechtsanwälte – Lawyers for Life Sciences
Viele Themen, die unter dem Dach der Gesundheitswirtschaft und der Life Sciences angegangen werden müssen, gehen ihr bereits durch den Kopf:
- Nachhaltigkeit
- Klimawandel
- und Digitalisierung
Gleichzeitig ist ihr aber auch die enge Verbindung zu den Mitgliedern von Life Science Nord und deren Forderungen wichtig. „Natürlich müssen wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und sollten uns nicht in zu vielen allgemeinen Herausforderungen verlieren“, betont sie.
Zusammenarbeit durch lokale Verbundenheit
Bodenständigkeit und Zielstrebigkeit sind Eigenschaften, die sie von zu Hause mitbekommen hat, denn sie war die erste in ihrer Familie, die an der Universität studierte. „Als ich 17 Jahre alt war, beschloss ich, nach der Schule ein Jurastudium aufzunehmen. Das war damals vielleicht ein bisschen naiv, aber ich habe es durchgezogen und diesen Schritt nie bereut.“ Heute ist Wachenhausen, obwohl sie nicht aus der Region stammt – sie ist auf einem Bauernhof in der Nähe von Kassel aufgewachsen -, zunehmend im Norden verwurzelt. Vor allem die Verbindung zwischen lokalen Akteuren und der Förderung junger Talente steht seit langem auf ihrer Agenda.
Seit 2017 ist Wachenhausen Honorarprofessorin im Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften an der Technischen Universität Lübeck und war maßgeblich am Aufbau des Masterstudiengangs Regulatory Affairs beteiligt, dessen zweiter Jahrgang Ende 2021 sein Studium abschließt. Sie glaubt, dass die Ausbildung der nächsten Generation der Schlüssel für den Norden sein wird. „Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wirtschaft, Behörden und Hochschulen, denn qualifizierte Mitarbeiter zu finden, ist derzeit eine der größten Herausforderungen.“
Text: Sandra Wirsching
Beitragsbild: © Wachenhausen Dienemann Rechtsanwälte