. Mehr als eine Milliarde Menschen leiden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation an Tropenkrankheiten, die in den betroffenen Ländern ignoriert und von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommen werden (englisch: Neglected Tropical Diseases: NTDs). Die Industrienationen haben dies als globale Gesundheitsherausforderung erkannt und auch in Deutschland soll die Forschung zu NTDs intensiviert werden. Als Grundlage dafür ist eine Übersicht über die aktuelle deutsche Forschungslandschaft zu NTDs erforderlich. Diese Informationsgrundlage haben 35 Fachleute unter Federführung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) nun im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit einer umfangreichen Forschungsdatenanalyse erarbeitet. Die Analyse erfolgte in Zusammenarbeit zwischen Expertinnen und Experten aus dem BNITM, dem Deutschen Netzwerk gegen Vernachlässigte Tropenkrankheiten (DNTDs), der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie (DGP). "Deutschlands ansonsten starke internationale Forschungspräsenz sollte auch auf dem Gebiet der NTDs ausgeweitet werden", fordern die Herausgeber der Studie, "dauerhafte Forschungskooperationen mit den von armutsbedingten Infektionskrankheiten betroffenen Ländern, wie in Afrika, sollten durch den Aufbau und die Erweiterung von lokalen Laboren unterstützt werden."
Am Dienstag, den 10. April 2018, stellte der Initiator der Studie, Prof. Dr. Jürgen May vom BNITM, die "Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten" im BMBF vor und im Anschluss diskutierten die beteiligten Expertinnen und Experten in einem strategischen Fachgespräch mit Beschäftigten aus den Bundesministerien BMBF, BMG und BMZ über politische Handlungs- und Fördermöglichkeiten.
Der Staatsekretär im BMBF Dr. Georg Schütte erläuterte: "Ein starkes Engagement für die Globale Gesundheit hat für die Bundesregierung hohe Priorität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird deshalb seine Forschungsförderung zu vernachlässigten und armutsbedingte Krankheiten weiter ausbauen. Mit dem heutigen Fachgespräch schaffen wir die Basis für eine zügige und wissenschaftlich fundierte Umsetzung des im Koalitionsvertrag vereinbarten Regierungswillens."
Für die Studie und das Fachgespräche haben sich unter wissenschaftlicher Betreuung von Johanna Brinkel vom BNITM erstmals führende NTD-Expertinnen und -Experten aus ganz Deutschland zusammengeschlossen, um fundierte Handlungsempfehlungen für Forschung und Entwicklung zu NTDs zu formulieren. Aus einem 35-köpfigen Projektteam erstellten jeweils ein bis vier Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Institutionen gemeinsam eine gebündelte Expertise zu einer der 20 von der WHO priorisierten NTDs. Ergänzend wurden Publikationen, Projektförderungen und Patente unter Beteiligung von deutschen Institutionen systematisch ermittelt.Zentrale Fragen und Ergebnisse der Studie zur NTD-Forschung:
1. Wie beurteilen deutsche Expertinnen und Experten den Status Quo der epidemiologischen Situation und die Möglichkeiten der Bekämpfung?
2. Welche Forschung wurde in Deutschland in den letzten 5 Jahren durchgeführt, welche Institute sind die Hauptakteure? Wer waren die Geldgeber und welche Fördersummen konnten eingeworben werden?
3. Wo liegen die Foci deutscher NTD-Forschung? Wo besteht Entwicklungspotenzial?
4. Wo liegen die Unterschiede zwischen den NTDs bezüglich der Forschungsaktivitäten?
5. Wie schneidet Deutschland im internationalen wissenschaftlichen Vergleich ab?
"Die deutschen Forschungsaktivitäten sind ebenso vielfältig wie die NTDs selbst", fasst Prof. Dr. Jürgen May vom BNITM in seiner Präsentation beim BMBF die Studie zusammen, "d.h. es ist sehr viel Fachwissen vorhanden, aber wir brauchen neue Ansätze und Formen der Zusammenarbeit, um innovative One-Health-Forschung durchzuführen, in der die Bekämpfung von NTDs eingebettet ist."
Bei der One Health-Forschung werden die Gesundheit von Mensch und Tier sowie der Zustand der Umwelt gemeinsam betrachtet. Dies setzt Fachwissen aus unterschiedlichen Disziplinen voraus, von Human- und Veterinärmedizin über Ökologie und Klimaforschung bis zu Soziologie und Wirtschaft. Zum Beispiel sind knapp die Hälfte der vernachlässigten Tropenkrankheiten sogenannte "Zoonosen", d. h. Infektionen, die von Insekten oder anderen Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Um diese Krankheiten zu bekämpfen, müssen auch die Überträgertiere (die sogenannten "Vektoren") und die Übertragungswege erforscht werden.
"Viele der NTDs sind Erkrankungen, die weitverbreitet auftreten und chronische Verläufe haben. Ihre Behandlung und Bekämpfung schwächt die Gesundheitssysteme der betroffenen Länder", erläutert Jürgen May. "Daher sollten sich zukünftige Bemühungen im Bereich der Globalen Gesundheit nicht auf die Abwehr von akuten Epidemien beschränken, sondern auch NTDs einbeziehen. Durch NTDs geschwächte Gesundheitssysteme stehen dem 3. UN-Nachhaltigkeitsziel Gesundes Leben für alle im Weg."
Link zu Studie: Die im Auftrag des BMBF vom BNITM durchgeführte Studie "Einschätzung des Beitrags deutscher Institutionen bei der Forschung zu vernachlässigten Tropenkrankheiten" wird kommende Woche online frei zugänglich gemacht unter: www.bnitm.de/ntd-expertise
Quelle: Pressemitteilung des BNITM vom 10.04.2018; https://www.bnitm.de/aktuelles/mitteilungen/7388-auf-dem-weg-zu-global-health-deutschlands-forschungsbeitrag-zu-vernachlaessigten-tropenkrankheiten-ntds-erstmals-umfassend-ausgewertet/
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