FFP2-Masken „Made in Schleswig-Holstein“

Land fördert die Produktion mit fast einer Millionen Euro – Wirtschaftsminister Dr. Buchholz überbringt Förderbescheid und den Dank der Landesregierung für das Engagement von F&F Lasertechnik in der Pandemiebekämpfung

„Im Februar 2020 kam mein Geschäftspartner in mein Büro und sagte: ‚Jens, wir müssen Masken produzieren.‘ Nach einer Woche mit schlafarmen Nächten stand der Entschluss. F&F Lasertechnik wird Masken produzieren, um einen Teil dazu beizutragen der aufkommenden enormen Nachfrage gerecht zu werden. Persönliche Schutzausrüstung fehlte an allen Ecken und Enden und der Nachschub insbesondere aus China kam massiv ins Stocken. Wir wollten und mussten etwas tun.“ So beschreibt Jens Sager, einer der drei Geschäftsführer von F&F Lasertechnik, einem metallverarbeitendem Unternehmen aus Neustadt i.H., rückblickend die besonderen Tage mitten in der aufkommenden Covid19-Pandemie. Was dann folgte, war ein kleines Lehrstück für Unternehmergeist, Mut, Flexibilität und Kreativität.

F&F-Geschäftsführer Jens Sager zeigt den Anwesenden – Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz, Landtagsabgeordneter Peer Knöfler und LSN-Geschäftsführer Dr. Hinrich Habeck – die Cup-Masken-Produktion. (Bild: ©LSN)

Inhouse-Maschinenbau-Know-how genutzt

Das 2005 gegründete Unternehmen fokussiert auf innovative technische Lösungen in den Gebieten Metall- und Blech­verarbeitung sowie Laserbearbeitung und ist Zulieferer unter anderem für Medizintechnikunternehmen. „Wir haben ein umfassendes Wissen in der Gestaltung von Maschinen und dem Aufbau einer Fertigung. Aber die Produktion von Masken, den notwendigen Materialien, Fragen der Verarbeitung und vor allem der Zertifizierung waren absolutes Neuland für uns“, berichtet Jens Sager. Dass auch der Platz für die geplante Produktion am Unternehmensstandort in Neustadt i.H. nicht ausreichen würde, war schnell klar.

„Persönliche Schutzausrüstung fehlte an allen Ecken und Enden und der Nachschub insbesondere aus China kam massiv ins Stocken. Wir wollten und mussten etwas tun.“

Jens Sager, Geschäftsführer, F&F Lasertechnik GmbH

Unsichere Verfügbarkeit von gewebten Gummibändern auf dem Markt? Kein Problem! F&F Lasertechnik installierte kurzer­hand eine eigene Webmaschine, um unabhängig von Zulieferern zu sein. (Bild: ©LSN)

Mit einer leerstehenden, circa  2.000 Quadratmeter großen Halle im Ort Grube wurde die perfekte Infrastruktur in Nähe des Unternehmenshauptsitzes gefunden. F&F Lasertechnik inves­tierte rund fünf Millionen Euro, um den neuen Standort fit für die Maskenproduktion zu machen.

„Neben der Sanierung der Halle und des Bodens, bauten wir fast den kompletten Maschinenpark in Eigenregie auf. Unser Know-how im Maschinenbau kam uns zur Hilfe, sodass wir weitest­gehend unabhängig von der Zulieferung externer Anlagenbauer waren“, berichtet Jens Sager.

42 neue Arbeitsplätze international besetzt

Auch bei der Personalgewinnung waren Einsatz und Kreativität gefragt. „Wir haben alle Kanäle genutzt, von Online-Kleinan­zeigen bis zu Gesprächen mit der Arbeitsagentur“, erläutert Co-Geschäftsführerin Janine Kühl. Schnell konnten Arbeitneh­mer:innen aus der Umgebung gefunden werden. Insgesamt hat die Maskenproduktion bis heute 42 neue Arbeitsplätze für ein international zusammengewürfeltes Team geschaffen: Die Mitarbeiter:innen kommen unter anderem aus Thailand, Indonesien, Russland, Irak oder Syrien.

Mit FFP2-Cup-Masken sowie dem Start der FFP3-Maskenproduktion hat F&F Produkte im Portfolio, die auch abseits der Pandemie nachgefragt werden. (Bild: ©F&F Lasertechnik GmbH)

Bei den Bewerbungsgesprächen erlebte die Geschäftsführung einige positive Überraschungen, wie Jens Sager erzählt: „Es ist großartig, mit welchen unterschiedlichen Qualifikationen die Menschen zu uns kamen, um sich eigentlich als Hilfsarbei­ter:innen zu bewerben. Ein Mitarbeiter, der 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen ist, hatte in Aleppo eine eigene Jeans-Schneiderei mit 20 Mitarbeitern. Als wir davon erfuhren, haben wir ihn mit seiner Erfahrung in Produktions­abläufen gleich als Schichtführer eingestellt. Und auch andere Mitarbei­ter:innen brachten für spezifische Aufgaben hier bei uns passende Ausbildungen und Vorerfahrungen mit.“

Geteiltes Wissen unterstützte Pandemiebekämpfung

Im Zuge des Aufbaus der Maskenproduktion wandte sich das Unternehmen an Life Science Nord, um Informationen und Unterstützung rund um die Themen der öffentlichen Förderung, Zertifizierung, Normungen und Dokumentationen zu erhalten. Daraus entwickelte sich eine Win-win-Situation im nord­deutschen Life Science Netzwerk. Im Gegenzug für die Unter­stützung teilte Jens Sager sein neugewonnenes Wissen in der Maskenproduktion im Cluster, anstatt es innerhalb der vier Wände des eigenen Unternehmens zu behalten, und trug damit aktiv zur Pandemiebekämpfung bei.

Am 7. April feierten die LSN Webinare Premiere. Erstes Thema "Zertifizierte Atemschutzmasken" – Jens Sager teilte sein Wissen und seine Erfahrungen mit mehr als 100 Teilnehmer:innen.

Als Referent bei der Premiere einer neuen Webinar-Reihe von Life Science Nord berichtete Jens Sager im April 2020 von den praktischen Erfahrungen, die sein Unternehmen als Quereinsteiger gemacht hat. Mehr als 100 interessierte Teilnehmer:innen waren damals live dabei!

Land fördert Maskenproduktion mit fast einer Million Euro

Das Land Schleswig-Holstein unterstützt F&F Lasertechnik mit einer aus EU-Mitteln stammenden Förderung. Am 21. Juli 2021 überbrachte Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz einen Förderbescheid über 946.000 Euro an die anwesenden Geschäftsführer Janine Kühl und Jens Sager „Die F&F Lasertechnik GmbH trägt dazu bei, die Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung innerhalb Deutschlands sicherzustellen. Gleichzeitig werden neue Wirtschaftsbereiche erschlossen. Das unterstützen wir gerne“, betonte Dr. Bernd Buchholz bei seinem Besuch der Produktion vor Ort und überbrachte den Dank der kompletten Landesregierung für das Engagement des gesamten F&F Lasertechnik Teams, um die Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung auch in herausfordernden Zeiten sicherzustellen.

„Die F&F Lasertechnik GmbH trägt dazu bei, die Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung innerhalb Deutschlands sicherzustellen. Gleichzeitig werden neue Wirtschaftsbereiche erschlossen. Das unterstützen wir gerne.“

Dr. Bernd Buchholz, Wirtschaftsminister, Schleswig-Holstein

Dr. Buchholz (re.) übergibt den Förderbescheid in Höhe von fast einer Millionen Euro an die F&F-Geschäftsführerin Janine Kühl und -Geschäftsführer Jens Sager. (Bild: ©LSN)

Der Wirtschaftsminister zeigte sich beeindruckt von der Kreativität und Flexibilität mit der F&F Lasertechnik nicht nur einfach die Produktpalette erweitert wurde, sondern auch richtig innovativ war. So wird beispielsweise die filternde Dichtlippe der am Standort Grube produzierten Cup-Masken zum Patent ange­meldet. Mit der Cup-Maske wurde – neben den Faltmasken – eine FFP-Maske für schwere Einsätze und höchste Schutzan­sprüche in Handwerk und Industrie entwickelt, die in zahlreichen Bereichen außerhalb der Pandemie-bezogenen Anwendungen genutzt werden kann. Und die Produktion von FFP3-Masken steht bereits in den Startlöchern. „Damit haben wir Produkte im Portfolio, die nicht nur während des aktuellen Corona-Peaks stark nachgefragt werden. Die Nachhaltigkeit der Produktion am Standort ist gesichert“, blickt Sager voraus.

Internationalisierung angestrebt – gute Kontakte im arabischen Raum geknüpft

Von den rund 200.000 wöchentlich produzierten Masken vertreibt das Unternehmen aktuell 80 Prozent in Deutschland. Das muss aber nicht so bleiben. Mitte Juni nahm F&F Lasertechnik als Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand von Life Science Nord an der Messe „Arab Health“ in Dubai teil. Mit guten Aussichten kehrte Jens Sager von der ersten internationalen Messebe­teiligung seines Unternehmens zurück nach Ostholstein. „Der Weg über den Life Science Nord Gemeinschaftsstand war perfekt. Unsere Produkte haben großes Interesse erfahren und wir konnten gute Kontakte knüpfen. Jetzt gilt es, die Gespräche zu intensivieren. Und, sollte es zu Geschäftsbeziehungen kommen, sind wir bereits gut aufgestellt. Einer unserer Mitarbeiter aus dem Qualitätsmanagement war früher Buchhalter bei einer syrischen Fluglinie. Somit haben wir Sprach- und regionales Wirtschafts-Know-how aus dem arabischen Raum bereits im Unternehmen.“

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